Und alle so still / ÖEA
„Ich hab mich gefragt, was wäre, wenn alle Frauen sich verweigern würden, wenn sie nichts mehr tun würden, gar nichts, nicht zur Arbeit gehen, nicht kochen, nicht putzen, sie würden keinen Bus lenken und kein Hemd bügeln, nicht an der Supermarktkassa sitzen und keine Klasse unterrichten, sie würden einen umfassenden Stillstand erzwingen.“
Als Mareike Fallwickl 2021 diese Sätze für ihren Roman „Die Wut, die bleibt“ schrieb, wusste sie bereits, dass darin eine weitere Geschichte, ein neues Buch steckt: An einem Sonntag im Juni gerät die Welt aus dem Takt. Frauen liegen auf der Straße. Reglos, in stillem Protest. Hier kreuzen sich die Wege von Elin, Nuri und Ruth. Elin, Anfang zwanzig, eine erfolgreiche Influencerin, der etwas zugestoßen ist, von dem sie nicht weiß, ob es Gewalt war. Nuri, neunzehn Jahre, der die Schule abgebrochen hat und versucht, sich als Fahrradkurier, Bettenschubser und Essenslieferant über Wasser zu halten. Ruth, Mitte fünfzig, die als Pflegekraft im Krankenhaus arbeitet und deren Pflichtgefühl unerschöpflich scheint. Es ist der Beginn einer Revolte, bei der Frauen nicht mehr das tun, was sie immer getan haben. Plötzlich steht alles in Frage, worauf unser System fußt.
„Die Wut, die bleibt“ wurde als erster Roman Fallwickls dramatisiert und kam bei den Salzburger Festspielen 2023 zur Uraufführung im Salzburger Landestheater. Hier kommt nun auch der Folgeroman „Und alle so still“ zur Österreichischen Erstaufführung.
„‚Die Wut, die bleibt‘ zeichnet die Realität ab, während ‚Und alle so still’ zeigt, wie die Welt sich ändern könnte. Deshalb ist der eine Roman meiner Tochter gewidmet, damit sie weiß, in welcher Situation wir Frauen uns befinden, und der andere meinem Sohn, damit er versteht, dass die Männer sich neu orientieren müssen, dass wir nur vorankommen werden, wenn wir in dieselbe Richtung gehen – gemeinsam.“, so Mareike Fallwickl.
Mareike Fallwickl, 1983 in Hallein bei Salzburg geboren, lebt mit ihrer Familie im Salzburger Land. 2018 erschien „Dunkelgrün fast schwarz“. 2019 folgte „Das Licht ist hier viel heller“. Mareike Fallwickl setzt sich für Literaturvermittlung ein, mit Fokus auf weiblichen Erzählstimmen.
Die mit dem Theaterpreis NESTROY ausgezeichnete Regisseurin Susanne Schmelcher sammelte erste Theatererfahrungen am Nationaltheater Mannheim und realisierte Projekte in der freien Szene. Erste eigene Inszenierungen erarbeitete sie am Pfalztheater Kaiserslautern. Sie inszenierte u. a. am Theater Heidelberg, am Theater Konstanz sowie am Tiroler Landestheater Innsbruck.