Salzburger Adventsingen
Gedanken zum Werk
Bei all unseren Werken ist es mir ein Anliegen, das adventliche Geschehen zur Geburt Christi mit dem Heute zu verbinden, diesmal auch mit Texten, die bereits vor weit über 2000 Jahren verfasst wurden. Bei diesem Salzburger Adventsingen werden die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe und das alttestamentliche Hohelied der Liebe in die adventlichen Betrachtungen miteinbezogen. Die Texte aus dem Hohelied zählen für mich zu den schönsten Zeugnissen der Weltliteratur. Diese Sammlung von weltlichen Liebesliedern, in denen von Gott nicht die Rede ist, wird dennoch der göttlichen Offenbarung zugeordnet und weist auf wunderbare Weise darauf hin, dass auch die Sexualität göttlichen Ursprungs ist.
„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen“, erkannte bereits Paulus von Tarsus im ersten Korintherbrief. In Verbindung mit dem Hohelied und den drei Tugenden wird dieses Adventsingen zu einer Geschichte zweier Liebenden, deren Zweisamkeit nicht nur Freude, sondern auch Leid erfährt. Ihr starker Glaube bildet jedoch ein Fundament, das all dem Unerwarteten standhält. Ihr Glaube ist Voraussetzung für die Hoffnung, dass all das Unerklärliche wahrscheinlich einen tieferen Sinn ergibt.
Dieser tiefere Sinn mündet in einer göttlichen Liebe, in der wir allesamt geborgen sind. Die Liebe, dieses große, magische Geheimnis in unserem Dasein erfährt sein größtes Wunder jedoch im Mysterium der Geburt jedes Kindes. Im adventlichen Geschehen führt uns diese Liebe zur Geburt Christi, zum göttlichen Wunder der Heiligen Nacht.
Hans Köhl, Gesamtleitung, Buch, Programmatik
Das Salzburger Adventsingen
Die Geschichte des Salzburger Adventsingens ist wie ein gutes Buch, es endet nie mit der letzten Seite, sondern eröffnet seit 78 Jahren immer wieder neue Perspektiven. Mit über 150 Sängern, Musikanten und Darstellern ist diese Wiege aller Adventsingen für alljährlich rund 36.000 Besucher ein ganz besonderes Erlebnis. Es erfreut mittlerweile Generationen von Besuchern aus aller Welt. „Wer einmal kommt, kommt immer wieder“ – dieses Credo ist wohl das schönste Kompliment für die Adventsingen-Familie.
Nahrung für die Seele
Bei jeder Aufführung im Großen Festspielhaus wird spürbar, wie das Publikum mit den Mitwirkenden atmet. Dabei entwickelt sich stets eine einzigartige, energiegeladene Aura, ein Gefühl einer großen Gemeinschaft, welches spätestens beim gemeinsam gesungenen Andachtsjodler seinen Höhepunkt erreicht. So wurde das Salzburger Adventsingen für mittlerweile über zwei Millionen Gäste zu einer wertvollen Seelennahrung, die sie auch in unseren bewegten Zeiten gerne mit nach Hause nehmen.
Ein einzigartiges Erlebnis
Es gibt wohl keine Veranstaltung dieses Genres, bei dem ein so hohes künstlerisches Niveau zu erleben ist. Getragen von der Sehnsucht nach Eintracht und Frieden sowie der meditativen Kraft der Stille wird das adventliche Geschehen auch heuer wieder aus einer neuen Perspektive erlebbar. Volksmusik und Klassik, zeitgenössische Klänge, das Spiel der Hirtenkinder und beeindruckende szenische Darbietungen von Maria, Josef und ihrem Umfeld, all das bildet in seiner vornehmen Schlichtheit ein harmonisches Ganzes, das seinesgleichen sucht.