Was immer man unter „in Zeiten wie diesen“ verstehen mag, unsere Welt ist geprägt von Unruhen, Kriegen und Katastrophen. Die Flucht vor den russischen Angriffen hat viele Menschen aus der Ukraine nach Europa getrieben, selbstredend auch nach Österreich. Manche von ihnen haben außergewöhnliche Talente, standen auf den berühmtesten Bühnen ihrer alten Heimat oder gaben hervorragende Konzerte. Drei von ihnen sind im Bezirk Kitzbühel untergebracht, verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit einfachen Jobs und schicken ihre Kinder hier in die Schule. Sie sind glücklich, in einem friedlichen Land wohnen zu dürfen und unglücklich, weil sie keine Bühne haben, ihre Fähigkeiten zu präsentieren. Das Projekt „In Zeiten wie diesen“ ist der Versuch, ihnen wieder eine Bühne zu geben, sie Theaterluft atmen und für kurze Momente ihre Lebensgefühle wieder spüren zu lassen.

Aber es ist weder eine Tanzshow oder ein Klavierkonzert, sondern eine Geschichte, die sie erzählen wollen. Ihr Leidenschaft auf der Bühne, verkörpert in Tänzen und den unglaublichen Klängen der Konzertmeisterin Olga Balabon aus Mariupol, ist einmalig. Die Texte, geschrieben und vorgetragen von Wolfgang Schwaiger aus Fieberbrunn, handeln von den Künsten, von den Krisen, von den Lebensgefühlen. Die Premiere fand am 8. März 2024, dem Weltfrauentag, im Festsaal in Fieberbrunn statt, die Reaktionen waren überwältigend.

In der Ukraine ist es der Traum fast jedes Mädchens, Ballett zu tanzen. Wenn es jemand schafft, sich zur Primaballerina der Staatsoper in Lviv hochzuarbeiten, dann ist sie im Zenit ihres Bühnenwirkens angelangt. So wie Viktoria Tkach, mit ihrem Ehemann Serhiy Kachura, seines Zeichens der erste Solotänzer ebendort. Beiden ist es bewusst, dass man diese Kunst nur kurze Zeit ausüben kann, zu hart sind die Vorbereitungen, zu anstrengend die Darbietungen. Aber sie brennen geradezu auf den Moment, ihre Leistungen zeigen zu dürfen.

Der Pianisten Olga Balabon geht es ähnlich, obwohl sie lieber in kleinen Räumen spielt, als in große Konzertsälen. Aber ihre Auszeichnungen und Zeugnisse zeigen ein anderes Bild von ihr, sie ist ein Ausnahmetalent auf dem Klavier, und die gewählten Stücke sind schwierig und schön zugleich. Manche kennt man (noch) nicht, sie wurden in unseren Breiten noch nie gespielt. Aber sie berühren und faszinieren, sie harmonieren und inspirieren.

Die Aufführung soll auch ein Dank dafür sein, dass sie hier in unseren Landen so herzlich aufgenommen wurden, sie geben etwas zurück, das niemand erwarten würde. Deshalb haben auch Emotionen Platz, auf der Bühne und wohl auch im Publikum.

Die Bachschmiede ist der erste Versuch, das Programm „In Zeiten wie diesen“ außerhalb von Fieberbrunn aufzuführen. Möge er gelingen.

Wolfgang Schwaiger

Eventdaten bereitgestellt von: oeticket