Von denen ganz da oben ist nichts mehr zu erwarten, das ist klar. Die Götter sind malade und kraftlos, die Geister zu porös zum Spuken. Und so liegt es wieder einmal an Die Heiterkeit, uns mit der für sie ureigenen zärtlichen Strenge an den Trampelpfad zu geleiten, der uns jetzt wieder rausführt aus diesem Schlamassel. Oder, noch besser, hinein in eine neue, in Wahrheit natürlich uralte Welt des magischen Denkens. Nach dem leichten Glanzpop von "Was Passiert Ist" strahlt Die Heiterkeit nun mächtig-mystisch in einem Schmiedewerk zwischen Pop und Folk und geht mit selbstverständlicher großer Geste ganz aufs Elementare. "Manchmal hilft nur noch schwarze Magie", singt Stella Sommer und nimmt uns, sicher eingehüllt in warme Klangkapuzen, mit auf den Teufelsberg und zwischen die Zeilen der großen Songwritingkunst.
Wer im 15. Heiterkeitsjahr und bei ihrem insgesamt mittlerweile 9. Album (bisher: 4x Die Heiterkeit, 3x Stella Sommer, 1x Die Mausis) immer noch bass erstaunt auf Sommers dunkle Stimme verweist und erneut nur die längst abgegrabbelten wohlfeilen Vergleichsverweisen herauskramt, verpasst das spektakulär einzigartige in dieser Musik, das niemand in diesem Land so scheinbar mühe- und vor allem furchtlos beherrscht wie Stella Sommer. Und man verpasst, mit welch großer Songwriterin und Musikerin man es zu tun hat. Wie der Vorgänger "Was Passiert Ist" entstand auch "Schwarze Magie" wieder in enger Zusammenarbeit von Sommer und Produzent Moses Schneider.
Dieses Album klingt gleichzeitig neu und vertraut, schwer und leicht. Wie eine Sammlung der größten Popsongs aus der goldenen Zeit, bevor diese Musik hohl und ausgebleicht klang. Nichts lässt hier an deutsche Indiemusik denken. Das Great American Songbook diente Sommer als Inspiration (schon Frank Sinatra sang schließlich über "Witchcraft"), ein Zitat aus einer Elvis-Rede wird leichterhand zum Impuls für ein Lied über die Gefahren zu erfolgreicher Manifestation ("Alles, was ich je geträumt hab").
„Schwarze Magie" besitzt eine Tiefe und alte Weisheit, die hierzulande ihresgleichen suchen. Wie schwere Samtvorhänge legt sich dieses Album mit Abgründigkeit und einnehmender Gravitas auf unsere so genannte Wirklichkeit, immer wieder blitzt dabei der ganz eigene Heiterkeit-Esprit auf. Stella Sommer ist die Frau, die nicht nur den Blitz, sondern unbedingt auch den Witz in ihrer Jackentasche trägt.
Und ein Gespür dafür, welche Interpretation des ursprünglich persischen Hoffnungsmantras "This too shall pass" wir gerade brauchen: "Auch das hier wird vorübergehen", singt Stella Sommer: "Der Mund ist eine Wunde, die lacht / auch das hier wirst du überstehen."
In "Teufelsberg" heißt es: "Manchmal merkt man erst, dass man einsam war, wenn man es nicht mehr ist." Und wie sehr Die Heiterkeit gefehlt hat, hört man unbedingt, wenn sie nach sechs Jahren mit diesem Meisterwerk zurückkommt.