In Salzburg sind Anlässe wie der Rupertikirtag, der Krampuslauf oder der Christkindlmarkt aus der Stadtkultur nicht wegzudenken; sie sorgen für ein Gefühl von Zusammenhalt, von kollektiver Identität. Gemeinsam erhalten wir Traditionen und Bräuche, hauchen ihnen immer wieder neues Leben ein und werden wiederum von ihnen geprägt. Im besten Falle laden Traditionen ein, sorgen für Austausch und gemeinsame Bereicherung, können sich verändern und erweitern. Im schlimmsten Fall bringen sie Abgrenzung, Aggression und Angst, sind starr und reaktionär.
Denn: Wo sich ein „Wir“ bildet, entsteht gleichzeitig auch ein „die Anderen“. Die Anderen, die kein Dirndl tragen, die keinen Dialekt sprechen oder einen anderen, die an keinen Gott glauben oder einen anderen. Allzu schnell werden heute wieder Sätze laut, wie: „Die gehören nicht dazu! Die bedrohen unsere Art zu leben! Die müssen weg!“. Hier kommt auch der titelgebende Wolf ins Spiel, der von politischen Kräften gern als Feindbild gezeichnet wird und immer wieder auch als rhetorisches Mittel herhalten muss, um mehr zu meinen als das eingewanderte Raubtier… Wo liegen die Chancen und Gefahren von Traditionen? Wer hat sie eigentlich erfunden und zu welchem Zweck? Von wem werden sie instrumentalisiert, um Rudelgedanken zu schüren? Und – werden wir mehr und mehr zur Jagdgesellschaft?
Sarah Henker und Susi Richter, eine zugezogene Deutsche und eine waschechte Österreicherin, untersuchen die Salzburger Bräuche, von Entstehungsgeschichte bis aktueller Debatte, um ihre Mechanismen und Wirkungsweisen zu analysieren und herauszufinden, wie mit „Wir“ alle gemeint sein können.
Susi Richter, geboren zwei Jahre vor Kurt Cobains Tod in einer österreichischen Kleinstadt. Erste Schreibversuche bereits im Kindergarten. Mit sieben Jahren Bühnenstück „Die verdorrte Lehrerin“. Als Teenagerin Spezialisierung auf Liebeslyrik, Tagebuch und DemoSlogans. In Vorbereitung auf „Der Wolf muss weg!“ hat sich Richter aus ihrem gewohnten Umfeld gewagt und auf diverse Bierzeltfeste begeben. Persönliches Motto: erst denken, dann schreiben.
Sarah Henker studierte am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und hat am Salzburger Landestheater u. a. bei Produktionen wie „We Should All Be Feminists“, „Die Räuber“ und „Wie man im Leben alles richtig macht“ Regie geführt. Aktuelle gesellschaftliche Diskurse stehen oft im Zentrum ihrer Arbeit. Mit der Salzburger Ausstatterin Eva Musil verbindet sie mittlerweile eine langjährige Zusammenarbeit.