Da haben ein paar Talentscouts aber richtig geschnarcht in Hamburg, und so ist ihnen in der selbsternannten Medienstadt ein dicker Brocken durchs Netz gegangen: Digitalism.
Mit ihrem satt rockenden Dancefloor-Album Idealism debütiert das Hanseaten-Duo Jens Moelle / Ismail Tuefekci nun auf einem französischem Label. Was ganz gut passt, werden die beiden Twens doch gerne mal für Franzosen gehalten. Nicht optisch sondern musikalisch, denn die 15 Tracks des Erstwerkes von Jence und Isi - wie sie sich auch nennen - lassen keine Rückschlüsse auf ihre Heimatstadt zu, sie machen nämlich völlig losgelöst dort weiter, wo Daft Punk, Motorbass oder Superdiscount aufgehört haben. Die Klasse von Idealism liegt in dem unwiderstehlichen Drang, die House-Beats auf die Tanzfläche zu treiben, ohne dabei zu überpacken oder ins Stottern zu geraten. Für Abwechslung sorgen dabei eine freche Interpretation des frühen Cure-Songs „Fire In Cairo“, umbenannt in „Digitalism In Cairo“. „Pogo“ steckt voll mit gelungenen New-Order-Zitate und in „Anything New“ ist eine Schnippsel aus dem 70er Disco-Hit „Lovemachine“ (Supermax) zu hören.
Um ihre Stücke aufzunehmen, gehen Digitalism in einen Proberaum in einen alten Bunker. Isi: „Wir sehen kein Tageslicht und werden nicht abgelenkt. Ich denke, unseren Sound verdanken wir dieser Bunkeratmosphäre“. Wahrscheinlich wackeln auch die meterdicken Betonwände.
(Sven Niechziol)
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Die neuen Daft Punk kommen aus Hamburg. Jens Moelle und Ismail Tuefekci alias Digitalism bratzen ohne Gitarren und sorgen für einen neuen Konsens zwischen Indiefans und der Clubszene. Mit diversen Maxis auf dem französischen Label Kitsuné haben Digitalism die europäische Elektroszene aus der Minimal-Langeweile befreit. Mittel: orgiastische Maschinenexzesse, Sirenen, Gesangsfragmente, unwiderstehliche Hooklines.
Auch skeptische Indiefans waren nach Digitalisms Remixen für Bands wie Futureheads, Klaxons und Test Icicles von den Hamburgern angefixt. "Zdarlight", "Jupiter Room", "Idealistic": Das Debütalbum liefert eine Sammlung international bereits etablierter Clubhits. Doch "Idealism" wird den Clubkontext sprengen - und die zwei Jungs mit ihrem Maschinenpark bald die Festivalbühnen rocken lassen. (cs) kulturnews.de