Sofia Nappi & Compania Komoco
15.04.2025
um 20:00 Uhr
/ Linz
"Pupo" bezeichnet im Italienischen gleichzeitig das Kind und die Puppe: Sofia Nappis neues Stück ist von Pinocchio inspiriert, der hölzernen Puppe, die so gerne ein echter Junge wäre. Im Zentrum steht die Metamorphose der Marionette: Wie geschieht diese langsame Verwandlung von einem Zustand in den anderen? Wie wird das naive Kind erwachsen und lässt sich nicht mehr von anderen manipulieren? Carlo Collodis weltberühmtes Kinderbuch inspirierte die junge italienische Choreografin zu einer modernen Coming-of-Age-Geschichte, durch die in Assoziationen auch die märchenhaften Figuren wie Fuchs und Kater, die sprechende Grille oder die blaue Fee geistern.
Sofia Nappis Tanzsprache verbindet das wilde, lockere Fließen des israelischen Tanzes, mit Elementen des Breakdance, wenn es um die ruckartigen Bewegungen der Marionette geht. Mit minimalen Gesten und aufblitzenden Leitmotiven, eingebettet in die vielfach gespiegelte, unbändige Bewegungslust eines jungen Menschen, bezieht sich die Choreografin auf die Geschichte des Erwachsenwerdens, die sich auf persönliches Wachstum und Bewusstwerdung bezieht: wie das unschuldige, neugierige Kind in der Welt erwacht, wie es Menschen trifft und mit ihnen spielt, seine Grenzen austestet. Wie der Heranwachsende den ersten Versuchungen wie der Gier begegnet, wie er leichtgläubig betrogen wird, mit sich selbst ins Reine kommt und schließlich die Kraft der Vergebung kennen lernt.
Nappi erzählt nicht pantomimisch, sondern integriert minimalistische Bilder in ihren Tanz - das verrückte Zucken einer Marionette oder das Strippenziehen und Manipulieren, das blitzartige Wachsen einer langen Nase, verführerische Tangoschritte oder Tierbewegungen. Weiße Gesichtsmasken, die geheimnisvoll auf den Gesichtern auftauchen und wieder verschwinden, spielen auf die Stereotypen und die Gesellschaftskritik der alten italienischen Commedia dell'arte an.
"Pupo" entstand für Erwachsene, wird aber Menschen jeden Alters zu schauen und zu denken geben. Die Choreografin versteht die Erzählung von der verwandelten Holzpuppe als den lebenslangen Versuch, die beste Version von sich selbst zu werden. Nie sollen wir dabei das Kind in uns selbst vergessen, die impulsive, verspielte Holzpuppe, die wir einmal waren, die ausgelassene und unbändige Lust der Kinder, zu tanzen. "Das Holz, aus dem Pinocchio geschnitzt ist, ist die Humanitas, das Menschsein" - so sagte der italienische Philosoph Benedetto Croce über die ikonische Figur der kleinen Holzpuppe, die so gerne ein Junge sein möchte.
Sofia Nappi ist Absolventin des renommierten Alvin Ailey American Dance Theatre, New York. Bereits die ersten Kreationen ihrer Kompanie Komoco wurden mit internationalen Auszeichnungen überhäuft. "IMA" wurde 2020 von der Biennale Venedig in Auftrag gegeben, das "Colours" International Dance Festival zeigte die Uraufführung der abendfüllenden Version. Als freie Choreographin arbeitet Sofia Nappi weltweit mit Top-Kompanien. - Heidrun Hofstetter
Besetzung:
Choreographie: Sofia Nappi & die Tänzer:innen
Tanz: Komoco Company - Arthur Bouilliol, Leonardo de Santis, Glenda Gheller, India Guanzini, Paolo Piancastelli, Senne Reus, Julie Vivès
Choreographische Assistenz: Adriano Popolo Rubbio
Musik: Dead Combo, Jean Du Voyage, Irfan, Frédéric Chopin u.a.
Sound Design: Ed Mars & Sofia Nappi
Licht Design: Alessandro Caso
Kostümdesign: Judith Adam
Tour Management: ecotopia dance productions
Mit Unterstützung von Istituto Italiano di Cultura di Colonia, MiC-Direzione Generale Spettacolo, im Rahmen des NID Platform international residencies programme.
PUPO entstand in Zusammenarbeit von Burghof Lörrach (D), Danse Danse Montréal (CA), ecotopia dance productions (D), Escher Theater (L), KOMOCO / Sofia Nappi (I), MART Foundation (US), ROXY Ulm (D), Sosta Palmizi (I), Tanz Köln (D), Theater Winterthur (CH), Tollhaus Karlsruhe (D)