Friedfertig umarmt haben Turbostaat ihre Hörer:innen auf musikalischer Ebene seit ihres 25-jährigen Bestehens noch nie. Da waren immer mehr Understatement als Charmeoffensive, immer mehr nordfriesische Nüchternheit als Korkenknallen, immer mehr Sehnsucht als Wohlbehagen, immer mehr grantige Miene zum bösen Spiel als gut gelaunter Humbug. Turbostaat-Musik ist Punkrock, dem Wattenmeer-Nebel in den Lungen hängt: 1999 hat sich die Band in der schleswig-holsteinischen Provinz formiert, im Frühjahr 2025 feiern Marten Ebsen, Jan Windmeier, Rollo Santos, Tobert Knopp und Peter Carstens das achte Studioalbum "Alter Zorn" (erscheint am 17.01.2025) mit einer großen Tour.



Turbostaat-Mollmusik klingt, wie Turbostaat-Mollmusik klingt: Das ist auch auf "Alter Zorn" so – nur hallen die schroff flatternden Riffs schlechtgelaunter, die Bassspuren harmoniezerberstender, die staubigen Rumpeldrums dumpfer, die Disharmonien forcierter und die Brüche im Sound radikaler denn je nach. Die einmal mehr von Gitarrist Marten verfassten und von Sänger Jan mit altbekannter Akzentuierung herausgeschrienen Lyrics werden hin und wieder beinahe von kontrapunktischen zerrenden Gitarrenwänden übertönt, Snare-Schläge erinnern zeitweise an bretternden Kugelhagel, in den Song-Dramaturgien wohnt die pure Anarchie. Turbostaat sind keine Hymnenschreiber, keine Parolenklopfer, keine Klartexter – sondern Meister der poetischen Verschleierung, der konfusen Assoziationsketten und Metaphern, der verqueren Verkopftheit, der märchenhaften Düsternis.



Im Turbostaat’schen Gebälk tobt infolge harter, von Krankheit, Konzertausfällen und Gesamtscheiße gezeichneter Jahre zu viel "Alter Zorn". Da war kein Platz für Rekapitulationen, Grown-Man-Punk oder ein abgeschmirgeltes "Früher war alles besser"-Album. "Alter Zorn" wurde produktionsseitig einmal mehr von Moses Schneider betreut und fühlt sich an wie ein reinigendes Gewitter in zwölf Akten.



Richtig krachen tut’s jetzt schon, denn den klingenden Vorboten ihres neuen Albums gibt’s ab sofort: Mit der neuen Single "Jedermannsend" legen die Deutschen vor, 03.04.2025 drehen sie dann im Das Werk in Wien auf.

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