Neue Musik auf der Couch ist der doppeldeutige Titel von Thomas Wallys Sendereihe auf Ö1. Das Sofa ist natürlich ein geeigneter Hörort für Musik aus dem Radio. Doch die Couch gibt es auch beim Psychoanalytiker, und da geht es ans Eingemachte. Genau wie in Wallys Sendung, in der er seit 2021 ausgewählte Stücke aus dem 20. und 21. Jahrhundert zur Analyse heranzieht – scharf, erkenntnisbringend und unterhaltsam. Von Bartók und Webern über Boulez und Ligeti bis zu Haas und Saunders haben schon viele große Namen in ihre kompositorischen Tiefen blicken lassen. Nun bringt Wally das Konzept auf die Bühne – diesmal aber mit einer Musik, die es so nicht gibt. Sie existiert nur in auskomponierter Co-Existenz mit der Analyse. Die wird zum eigentlichen Werk. In sezierten Ausschnitten nimmt sich Thomas Wally als Sprecher dem Stück mit dem zwölfköpfigen Wiener Ensemble Studio Dan an. Inspiriert ist das fiktive Werk von literarischen Musik-Beschreibungen: Virginia Woolfs The String Quartet, in der sie den Bewusstseinsstrom einer Person im Konzertpublikum beschreibt; Charlie Parker plays Bossa Nova von Haruki Murakami; und dem Dr. Faustus von Thomas Mann, inklusive einiger erfundener Kompositionen des Protagonisten, dem Komponisten Adrian Leverkühn. Es soll einst musikwissenschaftliche Seminare gegeben haben, in denen nur analysiert und gar keine Musik gehört wurde. Bei Thomas Wally geht beides wunderbar zusammen. Und so wie auf der freudschen Couch können diese Einblicke in tiefere Schichten zu einem besseren Verständnis und mehr Freude an der Musik führen – das ist Wallys Ziel.

Eventdaten bereitgestellt von: oeticket

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