Die ständige Überreizung durch Social Media schickt uns auf die Dopamin-Achterbahn, ständig brauchen wir Nachschub. Der Vergleich mit Drogenmissbrauch liegt nahe. Das ultradigitalisierte Leben mit seiner permanenten Flut an Bildern und Informationen führt uns weg von der Erfahrung der Realität. Pierre Jodlowsky, französischer Komponist, thematisiert diesen Zustand, bleibt jedoch nicht beim bloßen Appell zu mehr Achtsamkeit. Die Halluzination nämlich sei noch realer als die gewöhnliche Realität, so empfand es der Dichter und Maler Henri Michaux (1899-1984). Seine Experimente mit psychotropen Substanzen zeigten ihm Alternativen auf, die er, einmal erfahren, nicht mehr vergessen konnte. Halluzination, so Michaux, korrespondiere fehlerfrei mit dem „inneren“ Bild – sie sei „synergetisch, synthetisch und ganz“. Was also bleibt übrig von dem, was wir für die Realität halten, wenn man in digitalen Welten verloren geht – oder sein Gehirn mit Substanzen stimuliert? Daraus hat Jodlowsky ein rasantes Multimedia-Stück mit dem Schweizer HYPER DUO entwickelt: Limbus. Ein großer Screen hinter der Bühne dient als Portal in eine andere Welt. In dieser erleben Gilles Grimaitre (Klavier, Synthesizer) und Julien Mégroz (Percussion, Elektronik) einen surrealen Roadtrip mit Autorennen, Jagdszenen im Wald, einer gefährlichen Tattookünstlerin und furchteinflößenden Kreaturen. Dabei transformieren sich auch ihre Identitäten. Bald bricht die Trennung der Welten auf, Bühne und Screen kontaminieren sich gegenseitig und auch das Publikum ist eingeladen, Schlafmasken aufzusetzen, um kollektive auditive Halluzinationen zu erleben. Wer hat Angst vor dieser technoinduzierten Realität?

Eventdaten bereitgestellt von: oeticket

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