Leo Middea
Leo Middea aus Rio de Janeiro repräsentiert eine zeitgenössische Strömung der Música Popular Brasileira (MPB), die nahtlos an die Innovationen der 1960er-Jahre anknüpft. Ähnlich wie Jorge Ben Jor, der Samba mit Rock- und Funk-Elementen verschmolz und damit Hits wie "Mas que Nada" schuf, integriert Middea urbane Pop-Strukturen in akustische Gitarrenarrangements. Seine Musik erinnert an die entspannte Präzision der Bossa Nova – jener Fusion aus Samba und Jazz, die durch João Gilberto und Antônio Carlos Jobim weltweit bekannt wurde und die brasilianische Kultur als Symbol für Leichtigkeit und Melancholie etablierte. Doch Middea erweitert diesen Horizont: Er begann seine Karriere mit 18 in Buenos Aires, wo er erste Alben aufnahm, und verwebt lateinamerikanische Rhythmen mit europäischen Einflüssen, was seine Kompositionen zu einem Brückenschlag zwischen Kontinenten macht.
Mit fünf Alben, die von der Kritik für ihre lyrische Tiefe und melodische Eleganz gelobt werden, hat Middea eine internationale Präsenz aufgebaut. Sein Auftritt beim Montreux Jazz Festival unterstrich seine Relevanz in der globalen Jazz- und Pop-Szene, wo er neben etablierten Acts auftrat. Ein Meilenstein war 2023 der dritte Platz beim portugiesischen Festival da Canção – als erster Brasilianer in der Finalrunde nach sechs Jahrzehnten Festivalgeschichte. Streaming-Plattformen spiegeln diesen Erfolg wider: Über 180.000 monatliche Hörer auf Spotify und mehr als zehn Millionen Streams zeugen von einer wachsenden Fangemeinde. Middeas Tourneen, darunter ausverkaufte Konzerte in London, Amsterdam, Lissabon und Rio de Janeiro, umfassen 2025 allein 42 Auftritte in elf Ländern. Seine Shows, oft in intimen Venues, betonen die akustische Nähe: Gitarre und Stimme dominieren, ergänzt durch Band-Elemente, die den historischen Samba-Root mit moderner Pop-Produktion verbinden.
In einer Ära, in der brasilianische Musik von Anitta bis zu Indie-Acts wie Tim Bernardes global resoniert, positioniert sich Middea als Erneuerer. Er greift auf die kulturelle Vielfalt Rios zurück – von den Favelas bis zu den Stränden –, um Themen wie Migration und Identität zu thematisieren, ohne in Folklore zu verfallen. Eine Show von Leo Middea ist damit nicht nur Konzert, sondern ein Dialog mit der brasilianischen Musikgeschichte, der Bossa Nova und MPB in die Gegenwart holt.