Maria Stuart
Wie kann sich aus einer Diktatur eine bürgerliche Demokratie entwickeln, ohne dass dabei erneut Ungerechtigkeit entsteht? Friedrich Schiller, enttäuscht über das Scheitern der Französischen Revolution, verfasst 1799 das Königinnendrama "Maria Stuart" als Parabel über politische und moralische Verantwortung: Im England des 16. Jahrhunderts herrschen unüberbrückbare Religionskonflikte zwischen Katholiken und Protestanten, unklare politische Machtverhältnisse spalten das Volk und verschärfen die angespannte soziale Lage. Zwei mächtige Rivalinnen stehen sich in Schillers spannungsgeladenem Drama gegenüber: Maria Stuart, die katholische Königin von Schottland, und ihre protestantische Cousine Elisabeth, Königin von England. Maria, verfolgt als vermeintliche Mörderin ihres Gatten, flieht nach England und bittet um Asyl. Doch Elisabeth fürchtet um ihre Krone, da Maria selbst Ansprüche darauf hat, und lässt Maria einsperren. Als eine Verschwörung gegen die protestantische Regierung Elisabeths im Gange ist, gerät Maria in Verdacht, diese aus dem Gefängnis zu unterstützen. Innerhalb dieses Spinnennetzes von Macht und persönlicher Konkurrenz der beiden Königinnen nutzen die männlichen Verbündeten, Verehrer und Beamten ihre Chancen zum Karriere-Aufstieg.
Vor dem Hintergrund der aktuellen iranischen Proteste für die Freiheit der Frauen verdichtet die iranische Autorin Mahin Sadri Schillers Klassiker zu einer "intimen Geschichte über zwei Königinnen, zwei Liebhaber, zwei Kammerfrauen und einen Wächter" und schafft ein heutiges Szenario, in dem kämpferische Frauen wie Maria und Elisabeth als Bedrohung für die Mächtigen angesehen werden. Seine mehrsprachige "Maria Stuart" ist die erste Inszenierung des iranischen Regisseurs Amir Reza Koohestani in Österreich.
MITWIRKENDE:
Caroline Baas
Lukhanyo Bele
Marthe Lola Deutschmann
Bettina Kerl
Julia Kreusch
Clara Liepsch
Regie: Amir Reza Koohestani
Bühne: Mitra Nadjmabadi
Kostüme: Negar Nemati
Musik: Matthias Peyker
Video: Phillip Hohenwarter
Dramaturgie: Julia Engelmayer